29.06.2022 | Verein

Svenja Stolz ist Weltmeisterin im Irish Dance

Svenja Stolz kann sich Weltmeisterin im Irish Dance nennen. Bei den Wettkämpfen setzte sich die Achimerin gegen ihre starke Konkurrenz durch. Der Weg zum Erfolg war dabei nicht immer leicht. Svenja Stolz ist eine zierliche Frau. Sie wirkt zurückhaltend und bescheiden. Doch sobald sie zu tanzen beginnt, strahlt sie nicht nur Kraft und Selbstbewusstsein, sondern auch eine elfenhafte Eleganz und mitreißenden Charme aus. Die 27-jährige Achimerin ist Weltmeisterin im Irish Dance und gehört somit zur sportlichen Elite ihres Fachs. Der Weg zum Titel war jedoch fordernd.

BEI WETTKÄMPFEN GEHT ES UM NUANCEN

Geträumt von so einem Triumph hat Stolz schon länger. Bereits 2019 schaffte es die talentierte Achimerin bei einem Großevent mit hochrangiger Konkurrenz auf das Sieger-Treppchen: Die "World Championships of Irish Dance" im niederländischen Eindhoven schloss sie noch mit dem Vizetitel ab. Im vergangenen Jahr gewann sie dann die deutsche Meisterschaft in Velden. Nur noch der Weltmeister-Titel fehlte ihr. Deshalb bedeute er ihr jetzt umso mehr. "Darauf habe ich all die Jahre hingearbeitet", sagt sie. So ganz realisieren konnte sie ihren Sieg anfangs jedoch nicht: "Das musste ich erst mal sacken lassen." Mittlerweile überwiegt die Freude. Eine Freude, die der jungen Frau deutlich anzumerken ist: Ihre Augen strahlen, das breite Grinsen in ihrem Gesicht ist nicht zu übersehen.

Beim Wettkampf, der im April im nordrhein-westfälischen Moers stattfand, war die Anspannung noch groß. "Ich selber habe mir definitiv den meisten Druck gemacht", sagt Stolz. Schon Kleinigkeiten können im Wettbewerb um den Weltmeistertitel über Sieg und Niederlage entscheiden. "Es geht um Nuancen, und es kann immer so viel schief gehen." Deshalb trat sie mit dem Ziel an, bei jedem Tanz ihr Bestes zu geben. Mit dem Triumph hat sie trotz ihrer Favoriten-Rolle nicht gerechnet, denn viele der 12 Konkurrenten in ihrer Altersgruppe hatten sich stark verbessert. In drei von vier Runden treten immer zwei Tänzer auf der Bühne gegeneinander an, kämpfen um die Aufmerksamkeit der fünf Jury-Mitglieder. Diese erhalten sie durch eine sauber ausgeführte Choreografie, durch Präzision bis in die Fußspitzen, den traditionell irischen Kostümen und vor allem durch eines: Rhythmus- und Takt-Gefühl.

IN STRESSIGEN PHASEN DEN FOKUS NICHT VERLIEREN

Die Musik wählen die Tänzer nicht selbst aus, sie wird vor jedem Wettkampf von den Kampfrichtern zufällig ausgesucht. "Wir haben acht Takte Zeit, um uns einzuhören. Dann muss alles sitzen", erklärt Stolz. Und dass alles saß, stellte die 27-Jährige dann eindrucksvoll unter Beweis. 

Den entscheidenden Faktor für ihren Sieg erkennen Außenstehende schnell: Sobald Stolz in ihrem Trainingsraum der Halle des TSV Achim ihre schwarzen Soft-Schuhe, die ein wenig an Spitzen-Schuhe aus dem Ballett-Sport erinnern, schnürt, verändert sich ihre Körpersprache. Die Akribie und der Fleiß strömen aus jeder Bewegung, aus jedem Schritt und Sprung. Die Choreografien kennt sie bis ins kleinste Detail. Das viele Üben ist Teil ihres Lebens, auch wenn die Trainingssituation in den vergangenen Corona-Jahren eine Herausforderung war. In die Achimer Trainingshalle durfte sie zu Beginn der Pandemie nämlich nicht, tanzen auf einem geeigneten Boden war unmöglich. Also versuchte sie, sich mit Outdoor-Sport und Joggen konditionell fit zu halten. Auch an Wettkämpfe oder Show-Events sei nicht zu denken gewesen. "Das Schwierigste war für mich, dass ich mich ohne konkretes Ziel vor Augen tagtäglich selbst motivieren musste", sagt sie.

Stolz tanzt zwar seit Jahren für die Duisburger Tanzschule "Scoil Rince Celtus", da Irish Dance in Norddeutschland kaum präsent ist. Dort ist sie aber meistens nur an den Wochenenden. "Hier gibt es keine Schule, die Irish Dance wettkampfmäßig betreibt. Deshalb fahre ich insbesondere vor Wettbewerben immer runter nach Duisburg. An normalen Wochentagen trainiere ich mit meiner Mutter in der Halle des TSV Achim", erklärt sie. Ein enormer zeitlicher Aufwand, den sie neben ihrem Lehramt-Referendariat bewältigen musste. "Es war schon eine sehr stressige Phase, aber ich wollte jede freie Minute in das Tanzen stecken", sagt die Achimerin, die mittlerweile voll ausgebildete Lehrerin für die Fächer Mathe und Deutsch ist.

VON DER ANFÄNGERIN ZUR WELTMEISTERIN

Es ist die Leidenschaft für den Sport, die Stolz auch solche Strapazen aushalten lässt. "Das Tanzen macht mir einfach unfassbaren Spaß", sagt sie. Aber wie kam es überhaupt zu ihrer Begeisterung für den irischen Tanz? "Mit elf Jahren war ich mit meinen Eltern bei einer Show von Riverdance in der Bremer Stadthalle", berichtet sie. Danach waren sie und ihre Mutter Birgit infiziert und Stolz fing in Bremen in einer Tanzschule an – damals noch ohne Teilnahme an Wettkämpfen.

"Mein jetziger Trainer Sean Gavan hat zufällig mal einen Workshop in Bremen gegeben. Und nachdem ich für ihn auf einem Wettkampf getanzt habe, bin ich zu seiner Tanzschule in Duisburg gewechselt." Es war der Startschuss für ihre Karriere, denn die Teilnahme an vielen verschiedenen Wettbewerben steigerte auch ihr sogenanntes "Level". Es ist das wichtigste Kriterium im Irish Dance, um bei den größten Turnieren antreten zu dürfen. Letztendlich ist es auch diese Erfahrung, die ihr bei den Auftritten hilft. Auf der Bühne ist sie mental fokussiert. Sie ist konzentriert, spannt den ganzen Körper an. Alles muss schnell gehen und gleichzeitig zur Musik passen.

Geld lässt sich mit Irish Dance nicht verdienen. Im Gegenteil: Startgelder und Kosten für die Anreise zahlt Stolz aus eigener Tasche. "Preisgelder oder Sponsoren gibt es leider nicht." Auch deshalb will sie weiterhin als Lehrerin arbeiten und vielleicht künftig an ihrer Schule einen Nachmittagskurs für Irish Dance anbieten. "Das wäre schon eine schöne Vorstellung, wenn ich meine Leidenschaft an die Schülerinnen und Schüler weitergeben kann", sagt die Weltmeisterin. Mit ihren bisherigen Erfolgen im Rücken wird dieses Vorhaben ein leichtes sein.

Quelle: Weser-Kurier vom 28.06.2022/ Judith Kögler



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